Antrag an den Stadtrat: Absage des Norisring-Rennens 2024
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
im Jahr 2023 hat sich durch den Antrag der LINKEN LISTE der RWA-Ausschuss mit dem jährlich stattfindenden DTM-Rennen auf dem Norisring befasst. Damit wurde dieses Event eine politische Entscheidung des Rates und ist seitdem kein reiner Verwaltungsakt mehr. Dies ist auch längst angebracht, denn Nutzen und Schaden müssen politisch diskutiert und abgewogen werden.
Diese Großveranstaltung für Motorsport-Liebhaber ist vor allem eine Marketingveranstaltung der Automobilindustrie. Sie ist in einer Zeit entstanden, in dem Klimaschutz noch keine Rollte spielte. Heute muss das Rennen aus umweltpolitischen und ökologischen Gründen auf den Prüfstand.
Der Motorsport Club Nürnberg (MCN) betont, dass er bis 2028 CO2-Neutralität anstrebt. Als Beiträge zur Nachhaltigkeit werden zum Beispiel das in der Eintrittskarte enthaltene VGN-Ticket und der Ausbau von Fahrradparkplätzen genannt, um Zuschauer vom Individualverkehr wegzuführen. Nicht erwähnt wird jedoch die Tatsache, dass sowohl Rennfahrer überwiegend per Flugzeug anreisen und auch der Transport der Fahrzeuge CO2 erzeugt. Die eng definierte „Klimaneutralität“ des Rennens durch den MCN ist wissenschaftlich fragwürdig und geht an den Realitäten vorbei.
In Zeiten der Klimakrise und in Anbetracht des Krieges in der Ukraine, der sich negativ auf die Situation am Energiemarkt auswirkt, ist dieses Autorennen nicht mehr zu rechtfertigen und nicht mehr zeitgemäß. Der Einsatz von Elektrogabelstaplern z. B. ist zwar lobenswert, steht jedoch nicht im Verhältnis zu dem enormen Spritverbrauch von ca. 25.000 Litern für 69 Fahrzeuge (2023). Dies ergibt 60 Tonnen CO2!
Ab 2024 sollen verstärkt E-Motoren und mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betriebene Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Doch auch dies ist mit umweltschädigenden Folgen verbunden. Synthetische Kraftstoffe haben den Nachteil einer schwachen Effizienz, da bei der Umwandlung von Strom in synthetische Kraftstoffe viel Energie verloren geht. Bei den aus Erdgas produzierten synthetischen Kraftstoffen (Gas to Liquid) ist die auf Palmöl basierende energieintensive Herstellung problematisch. Synthetische Kraftstoffe auf Basis von Öko-Strom brauchen sehr viel Strom; basierend auf Biomasse wird ebenso viel benötigt. Auch diese Fahrzeuge müssen zu dem Rennen transportiert werden.
Weiterhin ist die Herstellung von Batterien für E-Motoren problematisch. Der Abbau von Rohstoffen wie Lithium, Platin und Kobalt wirkt sich negativ auf die Ökobilanz aus. Das führt zu gravierenden Umweltschäden u. a. durch einen hohen Wasserverbrauch in den Produktionsländern in Afrika und Südamerika. Bei der Herstellung und der vorgelagerten Kraftstoffkette entstehen Emissionen. So starten E-Autos mit einem Minus an C02-Emissionen ins Leben. Der benötigte Strom dafür basiert in Deutschland noch auf großem Kohleanteil, der u. a. aus Kolumbien (!) importiert wird und im Ausland zugkauften Atomstrom.
Bei jeder Autofahrt fallen aber nicht nur Treibhausgase an, sondern auch sogenannte lokale Schadstoffe, wie etwa Stickoxide oder Feinstaub durch Reifenabrieb oder Bremsvorgänge. Letzteres gilt auch für Elektroautos oder Wasserstoff-Fahrzeuge. Des Weiteren müssen die Reifen der Rennfahrzeuge energieaufwändig vorgeheizt werden, um den notwendigen „Grip“ (Straßenhaftung) zu erhalten.
Neben den o. g. ökologischen und klimapolitischen Gründen, die für ein Beenden des Autorennens sprechen, gibt es noch eine Reihe weiterer Gründe: Für die Nürnberger Bürger*innen, vor allem für die Anwohner*innen, bedeutet das Norisring-Rennen massive Einschränkungen und Lärmbelästigung an einem gesamten Wochenende. Aufgrund der Absperrungen für das Rennen kann zudem eine Buslinie zwei Wochen lang nicht regulär fahren, Radwege werden unterbrochen und Straßen gesperrt, die auf dem Zeppelinfeld geplanten Reflexionspunkte in der Hochsaison für mindestens 3 Wochen unzugänglich.
Für die Nürnberger Fans mag es sicherlich ein Highlight sein, aber es handelt sich um eine kleine Minderheit in der Stadtgesellschaft. Die meisten Besucher*innen kommen von auswärts. Unter den Folgen leidet jedoch die Mehrheit der der Nürnberg*innen. Eine Befragung brächte sicherlich ein eindeutiges Votum.
Ein weiteres Argument ist die Umgestaltung des Zeppelinfeldes. Das Konzept sieht eine freie Sichtachse über das Gelände und das Entstehen von Reflexionspunkten vor. Der dem Rennen dienlicher Zaun und die Lagerhallen widersprechen diesem Konzept.
Zu guter Letzt ist die besondere Verantwortung der Stadt gefragt. Nürnberg hat sich im „Masterplan für die Gestaltung nachhaltiger und emissionsfreier Mobilität“ zu einer nachhaltigen Verkehrspolitik im Sinne einer Bekämpfung des Klimawandels bekannt.
Die LINKE LISTE stellt den Antrag:
Die Stadt kündigt die Verträge mit dem Motorsport Club Nürnberg e.V. (MCN) und stellt den Norisring nicht mehr für das DTM-Rennen zur Verfügung.